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NYC2035 PULP NEWS: Dr. Frank Bieder (Somawell Industries) im Interview

Am Mittwoch Abend öffnete Somawell Industries seine Pforten zu einem Informationsabend. Zahlreiche Bürger New York Citys waren der Einladung gefolgt, die zuvor tagelang und unablässlich in den üblichen TV-Kanälen während der Werbeunterbrechungen über die Bildschirme flimmerte. Sprecher der Veranstaltung war Dr. Frank Bieder, der als Vertreter des Somawell-Unternehmens die Vorzüge der Mind Perfection Therapy (kurz: MPT) vorstellte. Reporterin Skye Robertson traf Dr. Bieder zu einem Interview, um noch einmal die Details der Therapie zu beleuchten.


Skye Robertson: Sie stellten sich als Vertreter der Somawell Industries vor. Doch ich hätte geglaubt, Sie sind in der Forschung tätig? Immerhin tragen Sie einen Doktor im Namen.

Dr. Frank Bieder: Ich habe auch einen Doktortitel und befasse mich mit der Forschung. Aber in erster Linie ist meine Aufgabe erst einmal die Repräsentierung der Somawell Industries in der Öffentlichkeit. Daher lege ich mehr Gewicht auf jenen Berufsstand als auf mein zweites Standbein.

Skye Robertson: Als ich mit Besuchern Ihrer Veranstaltung im Nachhinein gesprochen habe, erklärte man mir, ich zitiere: 'Somawell zieht bei der MPT mithilfe von Nanosonden schlechte Erinnerungen aus dem Kopf.' Ist diese Erklärung für einen Laien so korrekt ausgedrückt?

Dr. Frank Bieder: Ja, für den Laien ausgedrückt, so ist es.

Skye Robertson: Verbleiben die Nanosonden nach der Behandlung im Gehirn? Wenn ja, mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?

Dr. Frank Bieder: Ja, sie verbleiben im Gehirn, sind aber inaktiv. Sie werden durch uns durch einen Code, der bei jedem Patienten individuell ist, bedient und angeschaltet. Sehen Sie es wie Schläferzellen. Also kein Grund zur Sorge.

Skye Robertson: Wie wird dieser Code, mit denen diese Nanosonden aktiviert oder deaktiviert werden, kommuniziert? Muss der Patient dafür an ein Gerät bei Ihnen angeschlossen sein, oder funktioniert das über Funkwellen, oder ähnliches?

Dr. Frank Bieder: Das sind Informationen, die ich Ihnen nicht geben darf. Es handelt sich um Betriebsgeheimnisse. Bei Somawell legen wir auch deshalb so hohen Wert auf Sicherheit, weil wir nur wenig über das genaue Verfahren an die Öffentlichkeit kommen lassen. Stellen sie sich nur einmal vor, es wüssten alle, wie es funktioniert. Dann würde es nicht lange dauern, bis es zwielichtige Menschen auf den Plan bringt.

Skye Robertson: Wenn ich die Schilderungen über Ihr Verfahren richtig verstanden habe, dann könnte man sich das wie ein Klonen des menschlichen Gedächtnisses vorstellen, das man dann, je nach persönlichem Wunsch, wieder dem Patienten einpflanzen kann.

Dr. Frank Bieder: Ja, genau, so in der Art. Wir nehmen ihnen die schlechten Erinnerungen und speichern sie auf einer Art Festplatte ab. Dann geben wir ihnen neue an gleicher Stelle, wo die Lücke entstand. Oder aber, wir nehmen nur Bruchstücke aus den Erinnerungen, die schadhaft waren und die die Menschen belasten, und ändern diese zum Positiven. Das Ergebnis soll auf jeden Fall immer eine Leistungssteigerung sein, und ein Nehmen der entstandenen Traumatas.

Skye Robertson: Eine Leistungssteigerung durch positive Energie, würde ich das jetzt nennen. Welche neuen Erinnerungen bieten Sie im Verfahren an? Könnten Sie das eventuell an einem konkreten Beispiel erklären?

Dr. Frank Bieder: Das kommt ganz darauf an und ist recht individuell. In einem Vorgespräch wird auch erst einmal geklärt, was überhaupt geändert werden müsste oder sollte, um eine 100%ige Optimierung zu sichern, damit nicht versehentlich etwas geändert wird, was man nicht ändern müsste. Unsere Therapeuten sind dafür geschult. Ein Beispiel wäre eine Vergewaltigung. Dieses negative Erlebnis würden wir komplett herausnehmen und mit der Erinnerung an einen normalen Abend austauschen. Angenommen, die Vergewaltigung wäre auf dem Weg nach Hause passiert, wäre in der neuen Erinnerung der Nachhauseweg glatt verlaufen.

Skye Robertson: Das klingt nach einer revolutionären Möglichkeit, traumatisierte Patienten zu behandeln. Sie erwähnten, dass die negativen Erlebnisse zwar aus dem Gedächtnis der Betroffenen entfernt, aber diese auf eine Art Festplatte gespeichert werden. Wozu dient das?

Dr. Frank Bieder: Die Patienten haben das Recht, jene Erinnerungen wieder zu erhalten, sollten sie mit den Änderungen nicht zufrieden sein. Sehen Sie es als eine Art Garantie an. Es geht zwar nichts schief, aber es ist dennoch auch eine Art Absicherung für den Fall, dass sie nicht zu 100% zufrieden sind und doch ihr altes Bild wieder haben möchten. Alles zugunsten unserer Patienten natürlich.

Skye Robertson: Datenschutz also. Aber wagen Sie mit mir vielleicht einen gedanklichen Schritt weiter: Theoretisch wäre das MPT Verfahren doch auch in der Verbrechensbekämpfung denkbar?

Dr. Frank Bieder: Theoretisch wäre es durchaus denkbar, Menschen, die aus psychischen Gründen zu Straftätern wurden, durch die MPT Behandlung zu einem besseren und ehrlichen, und damit wieder vollwertigen Mitglied der Gesellschaft zu machen. Sozusagen resozialisiert auf einem anderen Level und mit einer 100%igen Garantie, dass es auf dieser Grundlage keine Rückfälle gibt. Es sei denn, die Behandelten machen in der Zukunft noch einmal schlechte Erfahrungen. Die Zukunft bestimmt letztendlich keiner. Und es kommt ja auch immer auf die Gesellschaft an, wie sie mit uns um geht. Denn die Gesellschaft bildet uns zu dem, was wir sind.

Skye Robertson: Das würde viele unserer Bürger auf Dauer sicher sehr beruhigen, wenn auf diese doch recht einfach klingende Weise den vielen Verbrechen Einhalt geboten werden könnte. Ich nehme aber an, dass ein solches Resozialisierungsprogramm dennoch recht teuer wäre? Wie viel würde denn ein MPT Verfahren für einen Durchschnittsklienten kosten?

Dr. Frank Bieder: Wenn man es in Relation zu den üblichen Behandlungskosten setzt, und weitere Ausgaben für Medikamente, stationäre Behandlungen, Nachsorge oder Rückfallquoten miteinbezieht, entsprechen die Ausgaben für MPT nur einem Bruchteil dessen. Auch ein Grund, weshalb selbst die Regierung hinter Somawell steht, und MPT als Gesundheitsvorsorge staatlich gefördert wird. Natürlich ist es auch eine wirtschaftliche Entlastung, die man nicht ausser Acht lassen darf.

Skye Robertson: Also wäre MPT selbst für Geringverdiener problemlos leistbar? Und wenn es doch Schwierigkeiten gäbe: bieten Sie Finanzierungen an?

Dr. Frank Bieder: Wenn sie eine ärztliche Bescheinigung vorlegen können, dass MPT dringend notwendig ist, werden die Kosten, die die Krankenversicherung nicht übernimmt, durch die staatliche Gesundheitsvorsorge abgedeckt. Sollten nur einzelne Eingriffe zur Optimierung erwünscht sein, so gilt eine Regelung ähnlich bei einem Plastischen Chirurgen: Kostenteil- oder -vollübernahme bei medizinischer Notwendigkeit, kosmetische Verschönerungen jedoch auf private Rechnung. Wir bieten auch eine Ratenzahlung an und ebenfalls eine Kostenverringerung für Geringverdiener. Schliesslich dient MPT der gesamten Gesellschaft und soll nicht nur für die High Society zugänglich sein, oder gar nur eine Modeerscheinung werden, sondern wir wollen den Menschen global dabei helfen, mit sich und ihrem Leben besser zurecht zu kommen.

Skye Robertson: Ein nobles Ansinnen, Dr. Bieder. Angenommen, eine Patientin hat eine schlechte Erfahrung gemacht, die eher harmlos gelten könnte, sagen wir zum Beispiel: eine verschmähte Liebe. Würden Sie auch solches behandeln, als 'schlechte Erfahrung' weg zaubern? Oder gibt es bestimmte Erfahrungen, bei denen Sie sagen - gegebenenfalls auch jeweils individuell gesehen - , in diesem Falle würden Sie von einer Behandlung nicht nur abraten, sondern sie verweigern?

Dr. Frank Bieder: Das kommt ganz auf die Schwere an. Generell hören wir uns erst einmal jedes Problem an. Wir sehen uns nicht in der Position, darüber zu urteilen, welche Situation am meisten Schmerzen bereitet und welche nicht. Das würden wir nicht wagen, weil jeder Mensch für sich Schmerz und Leid ganz persönlich definiert. Aber durchaus gibt es sicherlich Situationen, in denen wir MPT ablehnen würden, wenn wir keine Erfordernis darin sehen. Dies ist gegeben, wenn kein unmittelbarer Leidensdruck dahinter steht, oder noch wichtiger, wenn wir das Gefühl bekommen, es geschieht aus einer Kurzschlussreaktion heraus. Zum Beispiel trennt sich eine Frau von ihrem Mann und will ihn nun vergessen: Da wägen wir ab. In Wut und Trauer sagt man viel. Wir würden der Frau anraten, sich mindestens noch einen Monat Bedenkzeit zu geben, ob ihr Wunsch wirklich ernst gemeint ist. Und, wie gesagt, für den grössten Notfall speichern wir die Erinnerungen und können sie zurück geben. So kann also nichts passieren.

Skye Robertson: Haben auf diese gespeicherten, schlechten Erinnerungen nur Somawell Zugriff? In welcher Form schützen Sie diese Daten Ihrer Klienten?

Dr. Frank Bieder: Die Daten werden gesondert gesichert und mit Zahlencode versehen. Sie lagern in einem Tresor, auf den ausschliesslich ausgewählte Mitarbeiter Zugriff erhalten. Im Moment habe ich als einziger Zugriff; wir sind da sehr auf die Sicherheit bedacht. Aber selbst wenn Daten abhanden kommen sollten: Ohne unsere technischen Gerätschaften wird es sehr schwierig, mit den gewonnenen Daten überhaupt etwas anzufangen.

Skye Robertson: Vielen Dank für Ihre ausführlichen Erläuterungen zu meinen Fragen. Ich werde die Entwicklung von MPT sicher noch lange mit grosser Neugierde verfolgen. 

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